Margret Köll — Armonia delle Sfere

Duo

Armonia delle Sfere

With Luca Pianca (Lute)

Nicht von ungefähr waren die beiden Saiteninstrumente Harfe und Laute beliebte Attribute in der antiken Mythologie. Ihrem Erklingen wurden sogar von der Götterwelt magische Fähigkeiten zugesprochen.

 

Mehrdimensional und Mythos

“Sweetest touch with three sets of strings” – die dreireihige Harfe war die barocke Antwort auf eine immer verwegenere Harmonik und deren emanzipierte Melodien. Bereits seit der Frühzeit der abendländischen Kultur begleitete die Harfe als Attribut mythologische Figuren wie König David, Apollo oder Orpheus. Das Thema der Lyra der antiken griechischen Musik wurde auch von Händel aufgegriffen, der die Saiteninstrumente wie Laute oder Harfe in besonderen Momenten der Götterwelt benützt oder im Zusammenhang mit allegorischen Figuren. Die magischen Fähigkeiten von Laute und Harfe waren in der Götterwelt überaus beliebt, so begeisterte Arion mit seinem Spiel auf der Leier die Delphine so sehr, dass sie ihn vor dem Ertrinken gerettet haben.

Als Lieblingsinstrument der europäischen Fürstenhäuser, wurde die Laute auch von Gesualdo, dem Prinzen aus Venosa, einer malerische Gegend bei Neapel, gespielt, seine eigenen Kompositionen darauf improvisierend. Auf seiner Reise von Venosa bis Ferrara, wo er sich mit Leonora d´Este verheiraten sollte, klagten seine Begleiter über sein endloses Spiel auf der Laute, bis tief in die Nacht hinein. Er spielte zwei Instrumente von Piccinini, einem wichtigen Komponisten und Lautenisten. Der Zug nach Ferrara war begleitet von 300 Personen und 24 Eseln.

 

Harmonische Verführung

Am Hof des spanischen Vizekönigs in Neapel galt noch das Ideal des Universalmusikers, wie zum Beispiel Trabaci, der sowohl Organist als auch Harfenist war und zudem für seine Instrumente komponierte. Er kannte die Idiomatik der Instrumente genau und wusste diese in seinen Kompositionen auch zu nützen. Die neapolitanische Harfenvirtuosin Lucrezia Urbani spielte für das römische Publikum, unter ihnen ein berühmter Kardinal:

Cardinal Monte Alto sagt immer noch, dass er glücklichst ohne zu essen gehen würde, um die Harfe so zu hören, wie sie von unserer neapolitanischen Lady gespielt wird.

Die musikalische Sprache Monteverdis, sein Vermögen, den menschlichen Geist unweigerlich zum Lachen oder Weinen zu bringen, ist einzigartig. Als Meister des Kontrapunktes, offenbaren seine unzähöigen Werke einen immensen Reichtum an verschiedenen Ornamenten und spiegeln seine subtile Wahl der verschiendsten klanglichen Kombinationen wider.

Das Übertragen der verschiedenen Stimmen im Arrangement auf dem Instrument war in ganz Europa gross in Mode, so haben wir einige Chöre und instrumentale Ritornelli aus seiner Oper “L´Orfeo” für unsere Instrumente adaptiert, da uns die Klarheit der musikalischen Architektur beim Spielen auf Harfe und Laute fasziniert.

Monteverdi synthetisierte musikalische die Konzepte, die Gesualdo “anatomisierte”. (Ein Satz den ich in einem italienischen buch gelesen habe, schwierig auf deutsch zu übersetzen, finde den gedanken aber sehr interessant)

Gesualdo war eine der schillerndsten Persönlichkeiten gegen Ende des 16.Jhdts., nicht nur ein Adeliger sondern auch ein begeisterter Liebhaber der Musik, so war er schon als Kind im künstlerisch intellektuellen Kreis seines von Musikern umringten Vaters Fabrizio, unter ihnen auch der berühmte Harfenvirtuose Gian Leonardo und der Lautenist Fabrizio Dentice, die zusammen eine Sammlung von Stücken herausgegeben hatten.

Seine musikalische Aussagekraft bildet die Quintessenz des musikalischen Manierismus jener Zeit. Durch unübliche, beinahe schockierende harmonische Wendungen und auffallenden Kontrapunkten untermauert er seine exzentrischen Kompositionen. Seine harmonischen Modulationen kann man gar nicht als solche bezeichnen, weil sie meist ganz ohne Vorbereitung mit einer raketenartigen Geschwindigkeit auftreten.

 

Fugen und Freuden
Partita BWV 997 mit der Originalbezeichnung “Partita del Liuto”

Die Suite ist auf einer Laute so, wie sie geschrieben ist aber nicht ausführbar, die Fuge müsste teilweise für das Instrument eingerichtet werden und der letzte Satz “Double” ist in seiner Oberstimme in einer Oktave notiert, die auf dem Instrument gar nicht existiert hat. Sie ist Teil der Sammlung für das Lautenwerk, ein von Bach selbst kreiertes Instrument, einem Cembalo mit Saiten aus Darm. Nicht einmal auf einem Tasteninstrument ist die Fuge in der geschriebenen Weise ausführbar. Unsere Version ist der Versuch einer Annäherung an das Mysterium dieser eigenwilligen Notation.

Weiss war der wichtigste Virtuose auf der Laute seiner Zeit und wurde sogar von J.S.Bach überaus geschätzt, vor allen Dingen wegen seiner Improvisationskunst. In seinem “Prelude et Fuge in Es-Dur” zeigt Weiss seine Modulationskunst und die virtuose Verwendung der agogischen und dynamischen Kontraste. Die dramatischen Effekte des Preludiums stellen ein kleines Meisterwerk des “Stylus Phantasticus” dar, während die Fuge mit einem einfachen aber unglaublich wirkungsvollen Thema beginnt, reich an melodischen Höhepunkten und Kontrapunkten.

“Timotheus, von hohem Rang / im Kreis der Musikanten / mit leichter Hand berührt er die Leier / Bebende Noten steigen auf zum Himmel / Verheissen himmlische Freuden.” Im Anschluss an die Worte eines Tenors im Oratorium “Alexander´s Feast”, stellte Händel sein “Concerto per la Harpa” als eine Art Zwischenaktmusik, gespielt von William Powell auf einer “Welsh Triple Harp”. Auf dem Titelblatt der Aylesford-Sammlung lautet der Titel “Concerto per il Liuto et l´Harpa”. Der leider nicht erhaltene Lautenpart wurde sehr wahrscheinlich vom Lautenisten Carlo Arrigoni improvisiert. Die vielen Instrumentalkonzerte innerhalb der Oratorien Händels waren eine Art Pausenfüller, die Händel dazu nützte, um dem Londoner Publikum seine neuesten Ideen vorzustellen. Er wollte das Publikum verführen entweder durch die virtuosen Darbietungen der Sänger oder aber auch durch die instrumentalen, juwelartigen Intermezzi.

— Margret Köll, 2009

 

Margret Köll & Luca Pianca © Armin Linke

Margret Köll & Luca Pianca © Armin Linke

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Margret Köll & Luca Pianca - Giants

Giants

With Luca Pianca (Lute)

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